Ich hatte Heimweh. Und das mit 39.
Eine Geschichte darüber, warum echte Selbstfürsorge manchmal bedeutet, loszulassen.
Ich hätte nie gedacht, dass mir das nochmal passiert.
Heimweh. Mit 39.
Da lag ich – mitten in der Nacht, in einem Hotelzimmer, das sich nicht nach mir anfühlte.
Ich war müde, enttäuscht, mein Kopf voller Gedanken. Und das Einzige, was ich spürte, war dieser Wunsch:
Ich will einfach nach Hause.
Dabei hatten wir uns so sehr auf diesen Urlaub gefreut.
Wenn Vorfreude auf Realität trifft
Im Sommer hatten wir den Harz für uns entdeckt. Diese klare Luft, das Rauschen der Bäume, das Gefühl von Ruhe – es hatte uns einfach gutgetan. So gut, dass wir gleich nach der Rückkehr den nächsten Aufenthalt buchten. Gleicher Ort, gleiches Hotel, gleiche Sehnsucht nach Leichtigkeit.
Ich mochte diesen Ort so sehr, dass ich sogar kurz überlegte, ihn auch beruflich zu nutzen – vielleicht eines Tages Retreats dort anzubieten. Ein Ort für Menschen, die sich nach Ruhe, Erdung und Ankommen bei sich selbst sehnen. Es fühlte sich damals so stimmig an, als könnte genau hier etwas wachsen, das Herz und Seele nährt.
Umso größer war die Vorfreude, zurückzukehren – auch, um zu spüren, ob dieser Gedanke wirklich passen könnte.
Wir hatten uns das Zimmer bewusst nach unseren Bedürfnissen ausgesucht: eine freistehende Badewanne, ein Balkon, ein Schreibtisch – genau das, was wir wollten, um ein paar Tage richtig abzuschalten. Sogar eine Massage hatten wir dazugebucht, um die Erholung perfekt zu machen.
Die Terminierung der Massage sollte online erfolgen – funktionierte aber nicht. Ich rief also vor unserem Aufenthalt dort an, doch am Telefon konnte mir nicht geholfen werden, mir wurde ein Rückruf zugesagt. Dieser Rückruf blieb aus. Also rief ich erneut an und bekam den Termin schließlich manuell bestätigt.
Wochenlang freuten wir uns auf diese Tage. Endlich wieder wandern, durchatmen, auftanken.
Doch schon beim Check-in merkte ich: Irgendwas stimmt hier nicht. Kein Willkommen, keine Orientierung, kein Gefühl von Herzlichkeit. Alles musste aktiv erfragt werden. Selbst die Massage, auf die wir uns so gefreut hatten, musste ich noch einmal bei der Rezeption erfragen – nur um sicherzugehen, dass alles korrekt gebucht war.
Wenn kleine Dinge zu großen Enttäuschungen werden
Kaum im Zimmer angekommen, spürte ich wieder: etwas stimmt nicht.
Der Raum war brütend heiß – kein Wunder, der Thermostat am Heizkörper war komplett abgerissen, sodass die Heizung ununterbrochen lief. Ich öffnete das Fenster, doch der Zigarettenqualm einer Gruppe draußen zog direkt ins Zimmer.
Dann der Blick auf den Boden: Staub und Haare überall. Unsere dunklen Socken waren nach wenigen Sekunden schon weiß. Im Handtuch lagen fremde Haare. Ich konnte kaum glauben, dass wir im gleichen Hotel wie damals waren.
Wir hatten gehofft, das Hotelpersonal würde sich schnell kümmern. Eine Reinigungsdame brachte nur frische Handtücher, doch das Zimmer blieb schmutzig.
Der Haustechniker montierte den Thermostat neu und bestätigte: Das Zimmer war definitiv nicht sauber. Doch ein Umzug in ein anderes Zimmer war nicht möglich.
Als wir die Sauberkeit erneut an der Rezeption ansprachen, ging man mit uns auf das Zimmer, wo uns die Reinigungsdame eine Szene machte – sichtlich verärgert über unsere Beschwerde. Dabei hatte ich versucht, freundlich und respektvoll mit ihr zu sprechen, weil ich allen Mitarbeitenden gegenüber denselben Respekt empfinde. Ich bot sogar an, selbst mit einem Lappen nachzuwischen. Doch das lehnte das Personal ab.
Ich wollte kein Drama, sondern eine schnelle und einfache Lösung. Es war mittlerweile spät und unser erster Urlaubstag hinüber.
Dabei hatten wir eine Kategorie gebucht, die einem 4-Sterne-Hotel glich – entsprechend waren auch unsere Erwartungen.
Und da war sie wieder – diese leise Stimme, die flüsterte: „Jetzt stell dich nicht so an. Mach einfach das Beste draus.“
Die alte Gewohnheit, alles auszuhalten, war sofort da.
Weil man ja nicht schwierig sein will.
Weil man niemanden enttäuschen möchte.
Weil man gelernt hat, dass Anpassung einfacher ist als Konfrontation.
Schlaflose Nacht, Heimweh und innere Klarheit
Die Nacht wurde unruhig. Nebenan tobte eine private Feier, draußen brannte ein Lagerfeuer, Zigarettenrauch zog ins Zimmer. Die Lüftung im Bad ging erst spät in der Nacht aus. An Schlaf war nicht zu denken. Ich lag wach, spürte jedes Geräusch, jede Unordnung, jedes Stück Staub – und fühlte plötzlich dieses Heimweh.
Nicht nur nach Zuhause, sondern nach mir selbst.
Nach einem Ort, an dem ich mich sicher, gesehen und wohl fühle.
Ich merkte, wie schwer es mir fiel, die Situation überhaupt in Frage zu stellen.
Wie schnell ich mich selbst beruhigte, statt ehrlich zu sein.
Wie ich versuchte, es auszuhalten – obwohl alles in mir längst „Nein“ sagte.
In dieser schlaflosen Nacht wurde mir klar:
Selbstfürsorge bedeutet manchmal, für sich selbst einzustehen, auch wenn es unbequem ist.
Nicht alles hinzunehmen, nur weil man Angst hat, „undankbar“ zu wirken.
Nicht zu bleiben, nur weil man gelernt hat, dass „Durchhalten“ Stärke bedeutet.
Wer mehr über den Herzensweg und kleine Schritte für Selbstfürsorge erfahren möchte, findet hier wertvolle Tipps.
Selbstfürsorge lernen: Den Mut zu haben, loszulassen
Am nächsten Morgen packten wir unsere Koffer, checkten in aller Frühe aus und fuhren los. Kein Drama, kein Streit – nur diese ruhige Entscheidung für uns.
Im neuen Hotel angekommen, spürten wir sofort Erleichterung.
Wir atmeten tief durch, konnten uns endlich entspannen und die Tage genießen, wofür wir eigentlich in den Urlaub gefahren waren.
Selbstfürsorge zu lernen heißt nicht immer Wellness, Yoga oder Meditation.
Manchmal zeigt sie sich in diesen kleinen, mutigen Entscheidungen:
• Zu gehen, statt auszuhalten.
• Zu sagen, was man braucht, statt alles zu ignorieren.
• Sich selbst ernst zu nehmen, auch wenn es andere stört oder überrascht.
Warum Mut und Selbstfürsorge Hand in Hand gehen
Viele von uns kennen das:
Wir wollen niemanden enttäuschen, keinen Ärger machen, nicht „kompliziert“ wirken.
Also bleiben wir.
Auch wenn es längst nicht mehr richtig ist.
Wir lächeln, obwohl uns zum Weinen ist.
Wir halten aus, obwohl unser Körper längst protestiert.
Wir schweigen, obwohl unsere innere Stimme laut ruft.
Aber genau dort beginnt Selbstfürsorge:
• Hinsehen, wenn etwas nicht stimmt.
• Ehrlich sein, auch wenn es unbequem ist.
• Den Mut haben, zu handeln, statt zu ertragen.
Ich bin heute stolz auf uns.
Weil wir uns nicht haben einschüchtern lassen.
Weil wir das Richtige für uns entschieden haben.
Weil wir gezeigt haben: Selbstfürsorge ist gelebte Stärke.
💛 Fazit: Selbstfürsorge lernen heißt, ehrlich zu sich zu sein
Selbstfürsorge beginnt dort, wo du aufhörst, dich zu verbiegen.
Sie zeigt sich nicht in perfekten Routinen oder schönen Zitaten, sondern in echten Entscheidungen.
Wenn du das nächste Mal spürst, dass etwas nicht stimmt – hör auf dein Gefühl.
Manchmal ist der mutigste Schritt, einfach zu gehen.
Nicht, weil du aufgibst.
Sondern, weil du dich endlich ernst nimmst.
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